- Lina -
Dumpf schlug ich auf. Zum Glück wurde mein Aufprall von etwas Weichem gebremst. Wo war ich? Nachdem ich nichts mehr gesehen hatte, war der Boden unter mir weggebrochen. Wie war das möglich?
Vorsichtig blinzelte ich – meine Augen mussten sich erst wieder an die Dunkelheit gewöhnen. Jetzt sah ich Umrisse. Ich erkannte einen Baum. Langsam setzte ich mich auf. Ich befand mich scheinbar in einem Wald, rundherum wuchsen Bäume und Sträucher. Alles war von einer leichten Schneedecke überzogen.

Ich konnte es immer noch nicht glauben. Es gab keine Magie! Aber wie war ich hier gelandet? War das so etwas wie ein Hologramm? Nein – die Rinde des Baumes hinter mir fühlte sich ziemlich echt an. Zuerst hatte ich das alles noch für eine Idee unserer Eltern gehalten, aber so?!?
Erst jetzt fiel mir auf, dass Louisa verschwunden war. Ich sprang auf. »Louisa! Wo bist du?« Die kalte Waldluft antwortete mir nicht. Plötzlich kam mir der Wald düster und unheimlich vor. Ich bekam Panik.
Was, wenn Louisa etwas zugestoßen war? War sie noch in diesem Kellerraum? Oder hier? Oder ganz woanders?
»Louisaaaa!«, rief ich noch einmal lauter. Die Bäume schienen immer näher zu kommen, es schnürte mir die Kehle zu.

»Lina?« Ein dünnes Stimmchen aus dem Wald weckte meine Hoffnung. Ich wirbelte herum und erblickte Louisa zwischen zwei Bäumen. »Da bist du ja!«, rief ich erleichtert. Sie fiel mir um den Hals.

Nach einer langen Umarmung fragte meine Schwester, was wir jetzt machen sollten. Ich hatte ehrlich gesagt keine Ahnung. »Weiß nicht…« »Aber wir müssen doch Weihnachten retten!« »Na ja… Wir sollten---«
Ich wurde von einem sirrenden Geräusch unterbrochen. Es hörte sich an, als ob uns ein riesiges Insekt umrunden würde. Schließlich wurde das Summen leiser und das Insekt kam in mein Blickfeld.
Da erkannte ich, dass es gar kein Insekt war…
Es war ein unterarmlanges Wesen mit schillernden Flügeln, das auf uns zuflog.
Ich traute meinen Augen kaum. »Eine Elfe!«, rief meine kleine Schwester mit voller Begeisterung.
»Ja, ich bin eine Elfe, da hast du vollkommen recht!«, rief das Wesen mit hoher Stimme. Ich hatte das Gefühl, ich würde ohnmächtig. Ich lehnte mich an einen Baumstamm, mein Kopf brummte. Ich wollte einfach nicht wahrhaben, dass Magie und Fabelwesen real waren. Die Stimme unterbrach meine Gedanken. »Ich bin Alva! Und ihr seid die Retter des Weihnachtsfestes!« Das hatte sich scheinbar schon herumgesprochen.
»Kommt mit, wir gehen zum Palast!«, rief Alva. Und schon schwirrte sie voraus.

Mittlerweile waren wir eine Viertelstunde unterwegs. Ich und Louisa gingen und Alva flog. Während die Elfe durch die Luft sauste, hinterließ sie eine leichte Spur Glitzerstaub, der sich nach ein paar Sekunden auflöste. »Gibt’s noch andere wie dich?«, fragte Louisa. »Oh ja, von uns Elfen gibt es eine Menge. Die meisten von uns helfen dem Weihnachtsmann, wir benutzen dazu unsere Magie. Andere Fabelwesen gibt es natürlich auch. Vielleicht treffen wir ja später welche…
So, jetzt sind wir fast da!«
Puh, diese Elfe quasselte wie ein Wasserfall.
Der Wald begann sich zu lichten. Zwischen den dunklen Baumstämmen konnte ich einen sonnenbeschienenen Hügel ausmachen. Hier, außerhalb der dichten Baumkronen, war die Schneedecke etwas dicker.
Alva lotste uns über einen schmalen Trampelpfad aus dem Gebüsch auf die freie Fläche. Wir erklommen den Hügel. In der Sonne wurde mir langsam wieder warm. »Gleich könnt ihr den Palast sehen!«, verkündete Alva.
Wir liefen die letzten Meter hinauf und blickten über die Kuppe.

Wow! Mir blieb der Mund offenstehen, bei diesem wundervollen Anblick…