- Louisa -
»Liebe Freunde, die ihr an Magie glaubt…«, las Lina vor. Ja, ich glaubte an Magie. Aber meine Schwester? Nein – die konnte mit Fabelwesen nichts anfangen. Aber der Brief sagte es doch so… Gebannt wartete ich ab, was Lina weiter vorlas.
»Der Weihnachtsmann ist schwer krank und---« »Oh nein!«, stieß ich aus. Lina bedeutete mir mit einem Blick, ihr weiter zuzuhören. »Und ihr seid die einzigen, die ihn noch retten könnt. Denn ohne Weihnachtsmann wird es zu Weihnachten keine Geschenke und kein Fest mehr geben.« »Wie schrecklich!«, rief ich.

Lina las weiter aus dem Brief vor. »Kommt zur großen Eiche am Hauptplatz. Geht in Richtung Bäckerei. Dort biegt ihr in den rechten Hinterhof. Nehmt die rechte Kellertreppe. Die Tür ist offen. Sprecht folgende Worte: ›Lasst uns ein, bringt uns herein.‹ Dann werdet ihr im Winterland ankommen.
Hinterlasst euren Eltern aber eine Nachricht, damit sie sich keine Sorgen machen. In dem Umschlag findet ihr die Broschüre eines Wintercamps. Schreibt einfach darauf, dass ihr zufällig für das dreitägige Camp ausgewählt worden seid. Legt außerdem den weißen Brief, der auch im Umschlag steckt, daneben. Und vergesst nicht, etwas Proviant und warme Kleidung mitzunehmen. Beeilt euch!«
Der Weihnachtsmann war krank? Und wir waren die einzigen die ihn noch retten konnten? Natürlich wollte ich helfen. »Das wird sicher spannend«, meinte Lina. Wie recht sie damit haben sollte…
»Lass uns gleich loslegen!«, rief ich. »Na gut…«, willigte Lina ein.
Während sie eine Nachricht an unsere Eltern verfasste, packte ich ein paar Pullover und eine Jacke in meinen Rucksack. Auch ein wenig zu Essen packte ich ein. Zum Schluss legte ich noch eine Taschenlampe dazu.
In der Zwischenzeit hatte meine Schwester einen Brief verfasst, in dem stand, dass wir kurzfristig in dieses Camp gehen würden. Wir unterschrieben beide, dann legten wir los. Ich lief voller Vorfreude auf die Treppe.

Der Hinterhof war schnell gefunden. Wir gingen zur rechten Kellertreppe. Warum die Elfen wohl diesen Ort ausgesucht hatten? Lina drückte die Türklinke herunter, doch nichts passierte. Die Tür klemmte. Gemeinsam rüttelten wir an der Klinke. »Achtung!«, rief Lina, dann warf sie sich mit voller Wucht mit der Schulter gegen die Tür. Quietschend sprang sie auf und schwang nach innen.
Wir betraten den dunklen Raum. Mir kam es vor, als würde die Luft vor Magie nur so knistern. »Komm, sagen wir zusammen den Spruch!«, sagte ich und nahm Lina an der Hand. Gleichzeitig sagten wir den Spruch.

»Lasst uns ein, bringt uns herein!«

Fünf Sekunden lang passierte genau gar nichts.
Doch dann begann die Luft zu flimmern. Plötzlich war der Raum erhellt wie von tausend Sternen. Lina hatte die Augen weit aufgerissen. Vor Schreck hatte ich ihre Hand losgelassen.
»Hallooo!«, brummte eine tiefe Stimme. »Ihr seid wohl die Retter des Weihnachtsfestes.« »Ja!«, bestätigte ich. Lina blickte weiterhin stumm vor sich hin. Ich glaube, sie musste erst verarbeiten, dass es echte Magie gab. »Na dann, viel Glück euch beiden! Noch einen Tipp geb ich euch mit auf die Reise: Braucht ihr Hilfe, sagt ›Bring uns zum Schloss aus dem Eise!‹«
Schon begann ein Ruckeln und Rumpeln. Ich schnappte mir erneut die Hand meiner Schwester. Das Licht wurde gleißender, bis ich nur noch weiß sah, nichts als weiß.
Dann verlor ich den Halt unter meinen Füßen. Wir stürzten ins Bodenlose.

Mir entglitt Linas Hand…