- Louisa -
Wir begannen zu wandern. Es war mittlerweile Nachmittag geworden. Ich hüpfte fröhlich voraus. »Schau, hier ist ein Wegweiser!«, rief ich meiner Schwester zu und warf einen Blick darauf. Auf einem Pfeil stand ›Zur Teufelshöhle, 4h‹. »Hier entlang«, meinte ich und bog ab.

»Puh!«, stöhnte ich. »Ich kann nicht mehr!« Wir waren jetzt schon über eine Stunde lang gewandert. Hinter einem kleinen Hügel konnte ich ein kleines Dorf sehen. »Hier machen wir Rast!«, beschloss Lina. Gemeinsam stapften wir durch den leichten Schnee auf das Dorf zu.

Als wir die schmale Straße zwischen den Häusern entlangliefen, erblickten wir einen Jungen, der Schnee in einen Eimer schaufelte. »Hallo!«, rief er, als er uns sah. »Wer seid ihr denn?« Ich erklärte ihm gleich, dass wir zur Teufelshöhle wollten.
»Ah! Ich bin Janu. Kommt doch kurz rein und wärmt euch ein wenig auf.« »Gerne!«, rief ich und wir betraten die gemütliche Hütte.
Drinnen brannte ein warmes Feuer, über das Janu jetzt einen Kessel hängte, der mit Schnee gefüllt war.
Nur wenig später hatten wir jeder eine Tasse dampfenden Tee in der Hand. »Bevor ihr zur Teufelshöhle geht, solltet ihr beim Orakel vorbeischauen. Es---« »Orakel?«, fragten meine Schwester und ich erstaunt. »Ja, Orakel. Es gibt eines auf dem Hügel da hinten«, erklärte Janu und zeigte zum Fenster hinaus. »Wenn man Glück hat und es in guter Stimmung ist, bekommt man etwas gezeigt. Es ist kein großer Umweg, wenn ihr zur Teufelshöhle wollt. Biegt später einfach rechts ab und ihr kommt nach dem Orakel wieder auf den richtigen Weg. Bestimmt bekommt ihr einen Hinweis!«

Nachdem wir unseren Tee ausgetrunken hatten, traten wir frisch gestärkt in das kalte Schneetreiben hinaus. Janu zeigte uns noch einmal den Weg zum Orakel, dann brachen wir auf.
Schon bald zweigte ein kleiner Weg ab, vor dem ein Schild ›Zum Orakel‹ stand.
Wir bogen nach rechts ab und kamen nach wenigen Metern auf eine kleine Lichtung. Darauf stand ein kleines Holzhäuschen. »Das soll das Orakel sein?«, zweifelte Lina an. Wie auf Kommando schwang die große Flügeltür von selbst auf. Ich vernahm eine dumpfe Stimme. »Tretet ein, Wanderer!«
Im Inneren des Hauses waberte seichter Nebel. Rumms! Die Tür war hinter uns zugeschlagen. Ich fröstelte.
»Keine Angst! Ich werde euch etwas offenbaren.«

Der Nebel fing an, sich zu verändern. Ein großer Raum bildete sich. Es war ein Raum im Palast. Wir beobachteten, wie ein Mann mit dunklem Umhang eine Flüssigkeit in den Mund einer schlafenden Person träufelte. »Das muss der Weihnachtsmann sein!«, erkannte ich. »Mist! Ich kann sein Gesicht nicht erkennen…« »Du hast Recht«, bestätigte meine große Schwester. »Er wurde also tatsächlich vergiftet.«
»Wie geht so etwas?«, wunderte ich mich. Das Orakel antwortete: »Das alles ist Magie. In diesem Land braucht man Magie zum Überleben. Auch ihr.«
»Wir?«, fragte Lina. »Ja, auch ihr werdet Magie benutzen müssen. Ihr seid ja schon durch das Portal hergekommen.

Ihr habt beide Magie in euch. Alle beide. Ihr müsst sie nur finden…«