- Lina -
Der Nebel löste sich auf. »Viel Glück!«, wünschte uns das Orakel, dann öffnete sich das Tor.
Als wir auf dem Weg weiterstapften, schwirrten mir hunderte Gedanken durch den Kopf. Zuallererst fragte ich mich, wieso ich auch Magie hatte, wo ich doch nicht an sie glaubte. Wobei ich meine Meinung mittlerweile geändert hatte. Magie gab es sehr wohl!
Außerdem dachte ich über unsere Mission nach. »Was meinst du?«, fragte ich Louisa. »Was werden wir noch alles erleben?« Viel, denke ich…«, murmelte sie.
Doch keiner von uns ahnte, was wirklich noch vor uns stand…

Wir verließen den Wald und wanderten jetzt über eine weite Fläche. Hier war die Schneedecke dünner, es hatte aufgehört zu schneien. Langsam wurde mir warm in dem Gewand, das uns Crystal, die Oberelfe, mitgegeben hatte.
»Puh! Ich kann nicht mehr!«, stöhnte Louisa. »Mir tun die Füße weh.« In der Nähe entdeckte ich ein kleines Baumgrüppchen. »Da drüben rasten wir ein bisschen«, beschloss ich.
Wir aßen ein wenig von unserem Proviant. Louisa lehnte sich an einen Baumstamm. »Jetzt fehlt nur noch eine Zitronentorte als Nachspeise…«, seufzte sie.
Plötzlich sprang sie wie von der Tarantel gestochen auf. »Hilfe! Es kribbelt auf einmal so stark in meinen Händen!« Blitzschnell rappelte ich mich auf und beugte mich zu ihr. Doch als ich ihre Hände berühren wollte, erfasste mich ein Energiestoß, der mich einige Meter nach hinten schleuderte. »Was ist das?!?«, fragte ich mit Entsetzen in der Stimme.

Ich ging im Kopf alle Möglichkeiten durch, doch keine schien möglich. Ein Gedanke schoss mir durch den Kopf. An diesem Ort war ja alles möglich. Was, wenn es Magie war?
Prompt begannen Louisas Hände Funken zu schlagen. Ich stand wieder auf und blickte sie an.
Zapp!
Blitze lösten sich aus ihren Händen und trafen die Erde. Doch sie versengten nichts. Nein.
Ein kleiner Strudel bildete sich, dann wurde es mit einem Schlag gleißend hell. Ich konnte nichts mehr sehen.
»Louisa?« Keine Antwort. Panik stieg in mir auf. Was war geschehen?
Endlich konnte ich wieder etwas erkennen. Louisa stand vor mir. Sie hatte Augen und Mund entsetzt aufgerissen. Sie starrte auf den Boden. Ich folgte ihrem Blick.
Am Boden fand ich eine Zitronentorte der Extraklasse.

»Magie«, hauchten wir gleichzeitig.

Als wir den Kuchen eingepackt hatten und weiter in Richtung Teufelshöhle wanderten, herrschte tiefes Schweigen zwischen uns. Louisa brach es als erstes: »Wie geht das?«

»Magie«, antwortete ich ihr. »Du musst das doch wissen – du bist schließlich die Magieexpertin. Und du hast selbst gesagt, im Winterland ist alles möglich. Das Orakel hatte Recht. Du kannst Magie wirken« »Und was soll ich jetzt tun? Ich kenne mich doch gar nicht aus« »Das Orakel behauptet, wir werden die Magie noch brauchen. Also ist es am besten, wenn du sie ein bisschen trainierst. Versuche einfach, etwas zu zaubern.«

»Ok! Ich versuche jetzt, einen Baum zu verwandeln« Sie rieb ihre Handflächen aneinander. »Ich glaube, das hilft. Versuch du es doch mal.«

Also versuchte ich es auch. Ich rieb meine Hände aneinander und dachte an die Magie. Doch nichts geschah. Bei Louisa stellte sich gleich ein vertrautes Zischen und Knistern ein. »Baum, verwandle dich in Stein!«, rief Louisa, bevor ihre Magieblitze den Baum trafen.

Augenblicklich wurde der Baum zu Stein.

Wow! Diese Magie faszinierte mich immer aufs Neue. Aber bei mir passierte nichts. Hatte sich das Orakel etwa geirrt?

- Erzähler -
Während die beiden Schwestern beim Orakel waren, stand eine vermummte Gestalt aus einem Sessel auf. »So, so… «, murmelte eine leise Stimme. »Der Weihnachtsmann ist lahmgelegt? Hmm… Das ist die perfekte Gelegenheit. Dann kann ich endlich meinen Plan ausführen!

Herrscher über ganz Winterland zu werden!!!«

Damit drehte sich die Gestalt um und verließ den Raum, um nach dem Amulett zu suchen.


Da heute Nikolaustag ist, endet dieses Kapitel noch nicht und es gibt sogar einen zweiten Teil!