- Louisa -
Jemand rüttelte an meiner Schulter. Langsam hob ich ein Augenlid. Es war meine Schwester Lina. »Komm, aufstehen! Wir müssen weiter und das Amulett finden!«
Mühsam rappelte ich mich auf und streckte mich erst ausgiebig. Larissa war auch schon wach und bestimmte den Weg mit ihrem Kompass. »Der Kompass sagt, wir sollen dorthin!«, sagte sie und zeigte auf einen schmalen Waldweg, der von der Lichtung wegführte. Also beschlossen wir, dem Weg zu folgen.
Ich lief voraus, weil ich einen kleinen Bach zwischen den Bäumen erspäht hatte. Gerade, als ich die Lichtung verlassen wollte, prallte ich ab und fiel rücklings in den Schnee.

Sogleich kamen Lina und Larissa angelaufen. »Was ist passiert?«, fragte Lina besorgt. »Ich bin nicht mehr weitergekommen«, berichtete ich. Larissa ging auf den Rand der Lichtung zu und streckte die Hand aus. Sofort zog sie sie wieder zurück. »Autsch! Hier bekommt man ja einen Stromschlag!«
Meine Schwester runzelte die Stirn, dann schmunzelte sie. »Ups! Das war ich…« Zuerst wunderte ich mich, aber dann fiel mir ihr magischer Schutzschild ein, den sie wohl nicht deaktiviert hatte.
Lina murmelte ein paar Worte, woraufhin ein Schimmern die Luft durchdrang. »So, jetzt müsste es gehen.«

Ohne Probleme konnte ich über die magische Grenze gehen, genau wie die anderen. Gemeinsam machten wir uns auf den Weg in Richtung Amulett.
Das kleine Bächlein, das ich gefunden hatte, mündete in einen kleinen Teich, dessen Oberfläche zugefroren war.
Wir nahmen einen kleinen Stein und warfen ihn auf die Eisfläche, die sogleich zerbarst. Jetzt konnten wir unseren Durst stillen. Das Wasser war kristallklar, aber leider eisig kalt. Dennoch trank ich gierig ein paar Schlucke und fühlte mich gleich erfrischt.

Nach unserer kurzen Rast machten wir uns schnell weiter auf den Weg zum Amulett. Der silberne Kompass leitete uns genau an, wie und wohin wir gehen mussten.
Als ich selbst einen Blick darauf werfen wollte, sah ich nur Linien und Zeichen, mit denen ich nichts anfangen konnte. Larissa hingegen schien sich bestens auszukennen und konnte den Kompass benutzen. Es war genau dasselbe wie mit meiner goldenen Uhr, die auch nur ich lesen konnte.

Wir folgten dem Pfad weiter, bis Larissa auf einmal stehenblieb. »Hier geht es nicht mehr weiter. Der Kompass zeigt keine Richtung an. Also, sofern man oben und unten nicht mitzählt.«
»Soll ich meine Magie einsetzen, um das Amulett zu orten?«, fragte ich. »Nein, lieber nicht. Der Amulettdieb kann unsere Magie vielleicht orten. Er sollte uns nicht zu früh bemerken!«, erklärte Larissa.
Lina kniete sich derweil auf den Boden und wühlte mit den Händen im leichten Schnee. »Da ist etwas! Helft mir mal!«, rief sie. Sie hatte einen Eisenring gefunden. »Der stammt sicher von einer Klappe!«, vermutete ich. Gemeinsam buddelten wir die Klappe frei und stemmten sie mit vereinten Kräften hoch. Darunter lag ein dunkler Schacht, mit einer Leiter. Nacheinander kletterten wir nach unten in einen schmalen Gang.

Dumpf schlug die Klappe hinter uns zu und wir wurden in tiefschwarze Dunkelheit gehüllt.