- Lina -
Ich ging voraus in den stockfinsteren Gang hinein. Mit Hilfe meiner Magie zauberte ich ein kleines Leuchtkügelchen, das über uns in der Luft schwebte und den Gang schummrig erhellte. Nach wenigen Metern machte der Gang eine Biegung.
»Jetzt zeigt der Kompass wieder die Richtung an. Also sind wir hier richtig!«, teilte uns Larissa von hinten mit. Sie bildete nach meiner Schwester das Schlusslicht.
Jetzt tauchte vor uns eine Abzweigung auf. »Wo geht’s lang?«, fragte ich nach hinten. »Komisch… Der Kompass zeigt weder nach links noch nach rechts. Sondern stur geradeaus«, bemerkte Larissa. »Wir probieren einfach beide Gänge nacheinander aus!«, schlug Louisa vor, und so machten wir es.

Der linke Gang entpuppte sich schon nach etwa hundert Metern als Sackgasse. Alles war verschüttet. Also gingen wir wieder zurück zur Abzweigung und versuchten den rechten Gang. »Und, was sagt dein Kompass, Larissa?«, fragte Louisa. »Er zeigt jetzt wieder zurück…« »Vielleicht ist es doch der verschüttete Tunnel?«, überlegte Louisa. »Dann könnten wir ihn mit meiner Magie freilegen!«
»Das glaube ich eher nicht«, sagte ich, denn mir war eine Idee gekommen. Was, wenn der Gang tatsächlich in der Mitte der beiden anderen verlief?
Nachdem ich meine Idee erklärt hatte, ging ich zurück zur Kreuzung und die anderen folgten mir. Ich stellte mich genau zwischen die Wege und legte meine Hände auf die Wand. Und tatsächlich! Ich spürte fast keinen Widerstand.
»Es geht!«, rief ich. Dann trat ich durch die Wand in einen weiteren Gang.

Der Gang hinter der Wand sah gepflegter aus. Ich wartete, bis auch Louisa und Larissa aus der Wand hinter mir traten. »Wow!«, rief meine Schwester. »Wir können durch Wände gehen! Wie hast du das gemacht, Lina?« »Ich habe gar nichts getan. Die Magie muss in der Wand verankert sein, und jeder, der vorbeikommt, aktiviert sie. Man muss nur wissen, wie«, überlegte ich.
Mit jedem weiteren Schritt schaute der Gang schöner aus. Bald gab es sogar Steinfliesen am Boden. Plötzlich spürte ich ein Kribbeln. »Magie…«, hauchte ich. »Was?«, fragte Larissa erstaunt. »Ich glaube, ich spüre ein Kribbeln, wenn irgendwo in der Nähe Magie ist. Das ist mir aufgefallen, als Louisa im Wald gezaubert hat.«, vermutete ich. »Hier gibt es definitiv Magie, aber ich denke, es ist keine gute…«

Der Gang mündete schließlich in einen Kellerraum. Dort unten war schon lange keiner mehr gewesen, überall lag zentimeterdick Staub. Schon musste ich niesen. Nur wenige Sekunden nach mir niesten auch Louisa und Larissa.
So schnell es ging verließen wir den Kellerraum und kamen schließlich durch einen kurzen Gang an eine Kellertreppe. Oben angekommen öffneten wir die Tür und traten in den Flur des Gebäudes. »Nein! Das kann nicht sein!«, flüsterte Larissa entsetzt. »Was?« »Nichts!«
Auf einmal ertönten Schritte.

»Versteckt euch!«, flüsterrief Larissa. Aber hier gab es kein geeignetes Versteck.

Die Schritte kamen unaufhaltsam näher…