- Louisa -
Diese Magie war wirklich Wahnsinn! Ich musste nur etwas sagen und an die Magie denken. Und Zapp! Genau das passierte. Gerade hatte ich einen Stein in Schnee verwandelt.
Ich wunderte mich nur, warum Lina keine Magie hatte. Vielleicht glaubte sie einfach nicht fest genug daran?
Meine große Schwester hatte wohl auch darüber nachgedacht, denn sie murmelte etwas von sie sei sicher die Einzige ohne Magie. Ich versuchte, sie zu trösten: »Du bist sicher nicht die Einzige hier, die keine Magie hat! Denk nur an Trolle oder Irrlichter. Trolle können nicht zaubern. Nur kämpfen. Und Irrlichter können zwar fliegen, aber auch nicht mehr. Deine Magie wird sich schon noch zeigen!«
Das Orakel hatte sich nicht geirrt. Da war ich mir ganz sicher.

Wir wanderten über sanfte Hügel, immer dem Weg nach. Die Schneedecke wurde immer dünner, man konnte immer öfter das Gras hervorschauen sehen. »Offenbar ist nicht überall im Winterland Winter«, murmelte ich. Und tatsächlich, es wurde immer trockener.
Ich versuchte einen weiteren Zauber, doch das Knistern blieb aus und nichts passierte. »Es tut sich nichts!«, rief ich aus. »Was geht nicht?«, fragte Lina. Ich erklärte ihr, dass ich das Gras in Blumen verwandeln wollte. Doch nichts war passiert.
»Vielleicht muss sich die Magie erst wieder aufladen?«, überlegte sie. »Das könnte gut sein«, erkannte ich.

Die Landschaft veränderte sich. Links und rechts von uns türmten sich Hügel auf. Wir wanderten immer tiefer in eine Senke.
Die Luft wurde trockener und der Boden sandig. Ich hatte ziemlichen Durst. Also versuchte ich es nochmal – und es klappte.
Offenbar war die Magie wieder aufgeladen. Ich konzentrierte mich auf Wasser. Und tatsächlich: Vor uns erschien eine Flasche mit Wasser. Gierig trank ich ein paar Schlucke und gab die Flasche an Lina weiter.
Nachdem wir die Flasche in Linas Rucksack gepackt hatten, wanderten wir weiter. Während wir gingen, wurde die Senke zu einem Graben und schließlich zu einer Schlucht. Plötzlich entdeckten wir ein Warnschild: ›Achtung heiß!‹ Trotzdem gingen wir weiter.

Ziemlich am tiefsten Punkt der Schlucht befand sich ein Spalt. Ich schätzte schnell die Entfernung ab und dachte daran, fliegen zu können. Die Magieblitze schossen los, machten einen Bogen und trafen mich selbst. Es kribbelte kurz, aber nichts passierte. Doch dann schwebte ich in die Luft und langsam auf die andere Seite, wo ich sanft aufsetzte.

»Los, komm!«, rief ich Lina zu. Die nahm Anlauf und sprang. Sie glitt durch die Luft. Doch sie war nicht schnell genug. Lina rutschte mit dem Fuß von der Kante ab. Gerade noch konnte sie sich mit den Fingern an der Kante festkrallen.
Ich versuchte es, aber die Magie war leer, funktionierte nicht. Kurz bevor sie abrutschten, packte ich Linas Hände. Doch ich war zu schwach. Meine Hände schwitzten und Finger für Finger entglitt mir Linas linke Hand. Krampfhaft hielt ich die Rechte umklammert. Es hatte keinen Zweck.

Linas Hand löste sich aus meiner.

Mit einem Angstschrei stürzte Lina in die bodenlose Spalte und verschwand in der Dunkelheit.