- Larissa -
Ratlos blickten wir auf die leere Schatulle. Wo war das Amulett? Ohne es wäre Winterland für immer verloren!
»Was sollen wir jetzt tun? Wo ist es denn?«, fragte Louisa verzweifelt. »Jemand muss uns zuvorgekommen sein…«, überlegte ich. »Aber ob derjenige es dem Weihnachtsmann bringt, also etwas Gutes damit vorhat, daran kann man nur zweifeln.«
»Vielleicht kann ich euch helfen«, säuselte ein dünnes Stimmchen hinter uns. Ich wirbelte herum und suchte die Felswand ab, aber da war nichts.
»Da!«, rief Lina und zeigte auf eine kleine Nische. Darin saß ein kleiner, schillernder Käfer. »Ich bin der Wächter des Amuletts. Zuerst einmal Glückwunsch zur Bewältigung der Fallen. Zuvor haben es erst drei Menschen hierher geschafft. Aber jetzt erzähle ich euch, was ich beobachtet habe.«

Der Käfer berichtete, wie jemand mit dunkler Magie alle Fallen ausgeschaltet hatte und danach das Amulett mitgenommen hatte. »Leider konnte ich als Käfer nicht viel tun… Immerhin hat er mich so nicht entdeckt, sonst hätte er mich wohl mitgenommen. Der Kerl hat sicher nichts Gutes mit dem Amulett vor.«
In der Höhle konnten wir leider nichts mehr ausrichten. Deshalb verabschiedeten wir uns von dem Käfer und verließen die Teufelshöhle. Das war ziemlich einfach, da die Fallen nur von außen funktionierten. Vor der Höhle waren noch ein paar Pfotenspuren im Schnee sichtbar, die Wölfe selbst waren längst wieder im Wald verschwunden.
»Wie sollen wir jetzt bloß diesen Dunklen Magier finden?«, fragte Louisa nachdenklich. »Keine Ahnung. Er kann eigentlich überall sein. Winterland ist ja sooo groß«, antwortete ich ihr. Lina war ganz in Gedanken versunken. Sie murmelte etwas vor sich hin: »Wie lange sind wir eigentlich schon hier? Mir kommt es vor, als sei seit dem Portalsprung eine Ewigkeit vergangen…«
»Das ist es! Der Portalspruch!«, rief Louisa freudig aus.

Die Schwestern berichteten erneut, was das Portal zu ihnen gesagt hatte. »Wie war das? ›Noch einen Tipp geb‘ ich euch mit auf die Reise: Braucht ihr Hilfe, sagt: ›Bring uns zum Schloss aus dem Eise!‹‹ Vielleicht kann uns das Portal tatsächlich helfen…«, erkannte ich. »Wir müssen es gleichzeitig sagen!«, vermutete Lina. Deshalb wiederholten wir den Spruch im Chor:

»Bring uns zum Schloss aus dem Eise!«

Plötzlich erfasste uns ein Windstoß, alles wurde still und strahlend weiß. Ich konnte nichts mehr sehen und kniff die Augen zusammen.
Als ich sie wieder öffnete, blieb mir vor Staunen der Mund offenstehen. Ich stand von jetzt auf gleich in einem Korridor mit einer Flügeltür am Ende. Alles war aus dickem Eis gefertigt. »Das muss der Eispalast sein!«, realisierte ich. »Viele glauben, er ist nur eine Legende.« Durch die Flügeltür traten wir in einen Saal, der riesig groß war.
Eine tiefe Stimme brummte: »Hallo! Ich dachte mir schon, dass ihr Hilfe brauchen würdet. Geht zum Tisch!«
Und tatsächlich: Auf dem Tisch lagen auf einmal vier Dinge. Eines davon ähnelte einer Taschenuhr, die anderen drei sahen aus wie Ringe.
»Legt die drei Armbänder um. Sie werden euch immer sagen, wie viel Magie euch noch bleibt. Und das Silberne ist ein Kompass, der euch zum Amulett führt, egal, wo es ist. Und jetzt wünsche ich euch noch eine angenehme Weiterreise. Tschüss!«
Louisa und Lina legten die Armbänder an, beide zeigten einen grünen Balken. Ich nahm den Kompass und legte mein Armband auch an.
Nichts passierte. Ich seufzte – ich würde wohl nie Magie haben.

Aber im selben Moment flackerte das Armband auf. Hatte ich etwa doch Magie?!?