- Leo -
Ich hatte gerade an der Tür zum Keller gelauscht, als ich Schritte hörte. Schnell ging ich in die Küche zurück und schlürfte weiter an meinem Kakao. Mein Vater kam durch die Tür. »Ich geh schlafen…«, murrte er.
Ich traute mich nicht zu fragen, was er im Keller gemacht hatte, deshalb wünschte ich ihm nur eine Gute Nacht und trank meinen Kakao leer.
Als mein Vater die Treppe hinaufstieg, dachte ich über das nach, was ich gehört hatte: Zuerst war da ein Brummen, das ich schon öfters gehört hatte. Danach kam ein Zischen, dann hörte ich einen Schrei. Von Louisa?
Innerlich rang ich mit mir selbst: Sollte ich die Regel, nie in den Keller zu gehen, die wichtigste Regel, brechen? Doch eigentlich stand mein Entschluss schon längst fest: Ich musste herausfinden, was dort unten passiert war und wo Louisa war.

Also wartete ich, bis das wohlbekannte Schnarchen ertönte. Dann öffnete ich leise die Kellertür, konnte aber keine versteckten Mechanismen entdecken. Mit pochendem Herzen machte ich den ersten Schritt auf die Treppe.
Nichts passierte. Keine Alarmleuchte blinkte, kein Ton war zu hören. Erleichtert stieg ich die Stufen in die Tiefe. Weit unten stieß ich auf eine eiserne Tür. Vorsichtig öffnete ich sie, wieder mit Erfolg.
Ich stand in einem Gang mit mehreren Türen. Auf gut Glück öffnete ich die erste Tür. Es war nur eine Abstellkammer. Dennoch sah ich mich darin um und fand tatsächlich etwas: einen Schlüsselbund auf einem Haken. Damit machte ich mich weiter auf die Suche nach dieser Louisa.

Hinter der nächsten Tür fand ich eine Art Vorratskammer. Auf Regalbrettern standen Töpfe, Tiegel, Reagenzgläser und Fläschchen. Aber hier entdeckte ich sonst nichts.
Die nächste Tür fand ich verschlossen vor. Ich nahm den Schlüsselbund und probierte die Schlüssel einen nach dem anderen. Tatsächlich funktionierte der Dritte. Hinter der Tür fand ich Louisa.
Sie lag auf einer kratzigen Decke auf dem Boden in dem fensterlosen Raum. Ich rüttelte an ihrer Schulter. »Louisa! Wach auf!« Sie schreckte hoch und blickte mich an. »Keine Angst. Ich tu dir nichts. Was ist passiert?«
Hastig berichtete sie mir mit Tränen in den Augen, was alles geschehen war. Ich versuchte, sie zu beruhigen und versprach ihr, sie zu befreien. Aber zuerst wollten wir uns genauer im Labor umsehen.

Ich hätte nie gedacht, so etwas in unserem Keller vorzufinden. Und dass mein Vater böse war? Aber jetzt konzentrierte ich mich auf das Buch, das wir auf dem Tisch gefunden hatten. Schon nach kurzem Blättern fand ich ein Rezept, das der Flasche auf dem Tisch ziemlich ähnlich war. »Louisa! Das Rezept hier lässt einen jeden Menschen kontrollieren. Und mit dem Inhalt dieser Flasche hätte mein Vater ganz Winterland unterwerfen können! Das müssen wir sofort vernichten.«
Doch im selben Moment hatte ich eine andere Idee. Sofort erklärte ich Louisa, was ich vorhatte.

Gerade, als wir fertig waren, hörte ich ein Geräusch. Schwere Schritte kamen die Treppe herunter. »Mein Vater!«, flüsterte ich.