- Lina -
Ich fuhr hoch. Schweiß tropfte von meiner Stirn. Ich hatte einen Alptraum, einen schrecklichen Alptraum gehabt. In ihm mussten ich und Louisa gegen einen riesigen Eisdrachen kämpfen. Ich hoffte wirklich, das war keine Art Vision.
Ach ja, Louisa! Gestern war ich nach dem Angriff der Schneewölfe stundenlang durch den Wald geirrt und hatte laut Louisas Namen gerufen, aber ich konnte sie nicht finden. Schließlich war ich so erschöpft gewesen, dass ich mich an einen Baumstamm lehnte und einschlief.
Jetzt versuchte ich, aufzustehen. Meine Arme und Beine waren ganz klamm vor Kälte. Der Schnee, der nach wie vor selbst unter den Bäumen lag, hatte meine Kleidung komplett durchnässt. Mühsam rappelte ich mich auf. Meinen Rucksack musste ich bei der Flucht verloren haben, denn ich fand ihn nirgendwo. Aber viel wichtiger war: Wo war Louisa?!?
War ihr etwas passiert? Die Schneewölfe hatten sie nicht erwischt, das fühlte ich. Etwas anderes musste passiert sein.

Ich begann, ziellos zwischen den Bäumen umherzuirren. Aber viel Hoffnung hatte ich nicht mehr.
Plötzlich hörte ich leise meinen Namen. Hatte ich mir das jetzt bloß eingebildet? So laut ich konnte, rief ich: »LOUISA!!!«
Und tatsächlich, es kam eine Antwort. Ich folgte der Stimme und auf einmal erblickte ich Louisa zwischen den Bäumen. Ich rannte auf sie zu und nahm sie fest in meine Arme. »Wo warst du denn?«, fragte ich mit Freudentränen in den Augen.

Aber bevor Louisa erklären konnte, was passiert war, trat ein Junge hinter einem Baum hervor. »Das ist Leo«, stellte ihn meine Schwester vor. »Er hat mir geholfen.«
Und dann erzählten mir die beiden abwechselnd, was sie erlebt hatten. Trotz allem musste ich lachen. »Und was war jetzt die geniale Idee?«, fragte ich.
»Na ja, Leo hat sich erinnert, dass sein Vater Mäuse nicht mag. Und in dem Buch stand in einem Warnhinweis, dass die Mischung bei einer Überdosis unsterblich macht.« »Also hat Louisa, deren Magie schon wieder ein wenig aufgeladen war, eine Maus angelockt und wir haben ihr das komplette Fläschchen verabreicht. Dann ist leider mein Vater gekommen.« »Genau! Wir konnte uns gerade noch in der Vorratskammer verstecken, da ist er vorbeigegangen. Natürlich hat er sofort gemerkt, dass ich weg war.« »Er ist gleich nach oben, um sie zu suchen. Und ich habe im Buch gesehen, dass es einen Geheimgang hinaus in den Wald gibt, den wir dann genommen haben.« »Und danach haben wir dich gesucht!«
»Na, jetzt habt ihr mich zum Glück gefunden! «, rief ich und umarmte meine Schwester noch einmal.

Ein kurzes Wegstück begleitete uns Leo noch, dann verabschiedete er sich. »Ich muss nach Hause, nachsehen, wie es meinem Vater geht… Wenn ihr hier immer geradeausgeht, kommt ihr wieder auf den Weg zur Teufelshöhle. Viel Glück noch auf eurer Reise!«
Jetzt waren wir wieder ganz auf uns allein gestellt. Wir folgten dem Weg weiter in die richtige Richtung und kamen bald tatsächlich zu einem Wegweiser, der uns zur Teufelshöhle führte.
Plötzlich huschte ein Schatten an mir vorbei. »Louisa, hast du das auch gesehen?« »Nein, was denn?« Ich musste mich getäuscht haben.
Doch dann knackte ein Ast. Kein Zweifel, da war jemand im Gebüsch.

›Leos Vater!‹, schoss es mir durch den Kopf.