- Louisa -
Langsam schlug ich meine Augen auf. Was war passiert? Im grellen Licht tauchten Umrisse auf. Mehrere Leute wuselten um mich herum. Ich setzte mich langsam auf. Es tat weh, war aber erträglich. Endlich konnte ich alles sehen.
Ich lag in einem weißen Raum. Neben mir standen weitere Liegen, die aber leer waren. Um mich herum standen Ärzte, die sich scheinbar um mich gekümmert hatten.
»Sie ist wach!«, rief ein Doktor. »Gut, endlich!« Ein anderer Arzt trat an mein Bett »Kannst du aufstehen?« Ich versuchte es. Vorsichtig setzte ich meine Füße auf den Boden und stand auf. Zuerst schwankte ich und mir war schwindelig, aber schon nach wenigen Sekunden hatte ich einen festen Stand.
Der Arzt führte mich über einen Gang zu einer weißen Tür und ich trat ein. In dem Raum waren alle meine neuen Freunde und meine Schwester.
»Wir haben es geschafft!«, jubelte ich. Dann umarmten wir uns lange.
Hinter uns räusperte sich jemand. Er sah aus wie ein altmodischer Butler. »Ich möchte den Moment ja nicht zerstören, aber der Weihnachtsmann erwartet euch.«

Der Butler begleitete uns in den Thronsaal, wo uns der Weihnachtsmann begrüßte. Er bat uns, die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen. Also berichteten wir von allen Erlebnissen und Abenteuern, beginnend mit dem Brief, dem Portal und dem Auftrag. Wir erzählten von der Schlucht, den Schneewölfen, Paul und Leo, der Maschine, dem Treffen mit Larissa, der Teufelshöhle, dem ›Schloss aus dem Eise‹. Natürlich ließen wir auch den unterirdischen Gang, das Treffen mit Larissas Vater und den Flugritt auf den Rentieren nicht aus. Zum Schluss erzählten wir, wie wir den Dunklen Magier schlussendlich verbannt hatten.
Nachdem wir geendet hatten, schmunzelte er: »Na, da habt ihr ja viel erlebt in diesen drei Tagen! Ich danke euch noch einmal von ganzem Herzen für euren Einsatz! Und wegen eurer Geschichte: Eigentlich muss ich jedem, der Winterland besucht, die Erinnerungen daran löschen. Aber wenn ihr versprecht, es keinem zu erzählen, werde ich davon absehen. Außerdem glaubt euch so etwas ohnehin keiner…« »Natürlich erzählen wir es keinem!«, riefen wir empört. »Na dann…«

Jetzt war es wohl an der Zeit, Abschied zu nehmen. Wir standen am Rand eines Portals. Der Weihnachtsmann erklärte uns noch, dass die Magie weiterhin funktionieren würde und gab uns Amulette mit, die sie speichern konnten. Er bat uns auch eindringlich, keinem etwas zu erzählen. Den Kompass und die Uhr nahm er wieder an sich. »So, jetzt werde ich mich an die Arbeit machen und Geschenke verteilen!«, rief er und verschwand im Palast.
»Ihr müsst versprechen, dass ihr mich einmal besuchen kommt!«, rief Larissa. »Sicher!«, antworteten wir gleichzeitig. Dann umarmten wir uns ein letztes Mal und sprangen in das Portal.

Wir landeten wieder in dem Keller bei uns im Dorf. Die Tür klemmte diesmal nicht und wir machten uns erschöpft auf den Heimweg.
»Das war schon ein tolles Abenteuer, nicht wahr?«, fragte ich meine große Schwester. »Oh ja, auf jeden Fall! Ich hätte mir nie erträumt, dass es Magie wirklich gibt. Und jetzt finde ich sie irgendwie schon… normal.« »Das stimmt!«
Vor uns lag jetzt unser Haus. Mittlerweile war es kurz vor elf Uhr am Morgen. Gemeinsam klingelten wir und warteten, bis unsere Mama öffnete. »Ah, schon wieder zu Hause! Wie war das Wintercamp?«
Ach ja, wir hatten ja geschrieben, dass wir spontan dorthin gegangen wären. Ich hatte keine Ahnung, was ich antworten sollte, doch Lina sprang schnell ein: »Fantastisch! Du würdest gar nicht glauben, was wir dort alles erlebt haben, deshalb erzählen wir es erst gar nicht.« Unsere Mama schmunzelte und ließ uns herein.

Dennoch erfanden wir ein paar Geschichten vom Wintercamp, die wir später beim Weihnachtsessen erzählten. Dann gab es die Geschenke unter dem Weihnachtsbaum. Der Weihnachtsmann hatte es also geschafft, alle noch rechtzeitig auszuliefern.
Sofort riss ich das Geschenkpapier auf. »Ein ferngesteuertes Feuerwehrauto!«, freute ich mich. Auch Lina freute sich. Sie hatte einen Spielzeughelikopter bekommen, der wirklich fliegen konnte.
Ich beugte mich zu meiner Schwester und flüsterte: »Wenn er mal nicht fliegen will, helfen wir halt nach…«, und deutete auf mein Amulett. Lina grinste und zwinkerte mir zu.

Kurz bevor ich schlafen ging warf ich noch einen Blick aus dem Fenster. Da erblickte ich am Himmel einen Schatten. Es war ein Schlitten mit einigen Rentieren davor. Und das erste Rentier hatte eine knallrote Nase, die ich bis zu mir sehen konnte. Ich grinste. Vielleicht würde ich diese Rentiere auch einmal treffen.

An diesem Abend fiel ich direkt ins Bett. In den letzten vier Tagen hatte ich so viele tolle Dinge erleben dürfen. Und mit diesem Gedanken schloss ich die Augen…