- Lina -
Sekundenbruchteile vor dem schneebedeckten Erdboden lenkten die Rentiere wieder nach oben und bremsten ab. Langsam setzten sie die Hufe auf den Schnee und trabten noch ein paar Schritte. Dann blieben sie stehen.
Als ich meinen Blick hob, sah ich geradewegs auf das Palasttor. Mit zitternden Knien stieg ich von meinem Rentier, streichelte ihm noch einmal den Kopf und ging zu den anderen.
»Das war vielleicht eine Punktlandung!«, freute sich Larissa »Ich wollte schon immer mal auf einem Rentier fliegen!« Meine Schwester hingegen sah sorgenvoll auf ihre Uhr: »Nur noch zehn Minuten! Wir müssen uns beeilen!«

Wir flitzten durch die Gänge des Palastes. Unterwegs trafen wir auf Crystal und Alva, aber wir hatten keine Zeit für lange Erklärungen. Also führten sie uns schnell in Richtung Weihnachtsmann.
Kurz standen wir vor der hohen Flügeltür, die in den Thronsaal führte. Gemeinsam drückten wir sie auf und rannten zum Weihnachtsmann.
Verblüfft hielt ich einen Moment inne. Den Weihnachtsmann hatte ich mir etwas anders vorgestellt. Irgendwie älter. Doch vor mir schnarchte ein Mann mittleren Alters, ganz ohne Bart.
Aber wir hatten jetzt keine Zeit zum Begutachten. Die Uhr tickte…

Nachdem Larissa das Amulett aus der Tasche gezogen hatte, hängte sie es so schnell es eben ging um den Hals des schlafenden Mannes. Nur eine Sekunde später gab es einen lauten…
GONG!
»Ist jetzt Mitternacht?«, fragte Louisa.
GONG!
»Hoffentlich funktioniert es!«, betete Larissa.
GONG!
»Was passiert hier?«, rief Louisa aus.
Das Amulett hatte zu leuchten begonnen und strahlte ein bläuliches Licht aus.
GONG!
GONG!
GONG!
»Das waren jetzt schon sechs Schläge!«, zählte ich mit.
GONG!

Das Licht wurde stärker, hüllte den ganzen Körper des Weihnachtsmannes ein.
GONG!
Der Mann wurde in die Luft gehoben und schwebte im Liegen einen Meter über dem Boden.
GONG!
GONG!
»Hat es nicht funktioniert? Wird Weihnachten untergehen?«, befürchtete ich nach dem zehnten Glockenschlag.
GONG!

Plötzlich verfärbte sich die Aura des Weihnachtsmannes grünlich. »Was ist das?«, erschrak Alva.
Ich hatte gar nicht mehr daran gedacht, dass die beiden Elfen auch noch im Raum waren.
»Sieht verdammt nach dunkler Magie aus…«, flüsterte Crystal heiser.
Zudem schien sich auch die Zeit zu verlangsamen. Denn der zwölfte Glockenschlag begann, wurde aber tiefer und verzerrt und hörte in der Mitte ganz auf.
»Was zum…?!?«, rief Larissa und deutete auf Nebelschwaden, die sich rasend schnell von überallher ausbreiteten. Schon verfärbten sie sich dunkel.

»Oh-oh…«, ahnte Louisa.

Eine Tür bildete sich im pechschwarzen Nebel und schwang auf. Heraus trat:

Der Dunkle Magier!

»Euer letztes Stündlein hat geschlagen!«
Da heute Weihnachten ist, endet dieses Kapitel noch nicht und es gibt noch zwei Teile!